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Lehren in Krisenzeiten - Ein Kommentar von Karl-Heinz Fuß
Übernahme des Tarifabschlusses für Beamte und Pensionäre
VLW wünscht frohe Weihnachten und ein glückliches Jahr 2024
Lehren in Krisenzeiten

Kriege, Inflation, Rezession, Klima-, Migrations- und Haushaltskrise haben uns im ausklingenden Jahr besorgt und beschäftigt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, wurde zuletzt durch die Pisa-Studie offengelegt, was wir durch unseren Schulalltag längst schon realisiert haben. Auch die Bildung befindet sich in einer ausgewachsenen Krise. Viele Schülerinnen und Schüler lassen essenzielle Kompetenzen beim Lesen und Rechnen vermissen. Wir, die Lehrkräfte an der BBS, geben uns alle Mühe, die vorhandenen Lücken zu schließen. So wird die BBS zunehmend zum Reparaturbetrieb für fehlende Basiskompetenzen, auch im sozialen Miteinander, so dass letztendlich Abstriche in Quantität und Qualität bei den zu vermittelnden beruflichen Kompetenzen hingenommen werden müssen. Als Folge klagen Betriebe über immer weniger qualifizierte Bewerbungen. Oftmals können Ausbildungsplätze und offene Stellen nicht mehr passend nachbesetzt werden.
 
Dabei ist diese Entwicklung nicht von heute auf morgen eingetreten. Sie kam weder so überraschend wie die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 noch wie die Pandemie im Jahr 2020 und auch nicht wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Jahr 2022. Vielmehr war es eine schleichende Entwicklung gewesen, deren Beginn sich viele Jahre und sogar Jahrzehnte zurückverfolgen lässt. Eine Komponente ist der Einfluss der Digitalisierung auf unsere Kinder. Es begann mit Spiele-Konsolen in den 70er Jahren, gefolgt von PC-Spielen in den 80ern und schließlich der Verbreitung des Internets in den 90ern. Während bis dahin der digitale Konsum durch die Eltern noch einigermaßen kontrolliert werden konnte, erfolgte die endgültige Eroberung der Kinderzimmer durch den Durchbruch bei den Smartphones ab etwa 2010. Immer und überall verfügbare Videospiele und Spielfilme sowie die 24/7 Online-Anbindung an Familie, Freunde und darüber hinaus haben eine Dynamik entwickelt, durch die sich die Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen massiv verändert hat. Schülerinnen und Schüler, insbesondere diejenigen aus bildungsfernen Schichten, werden durch extensiven Medienkonsum am Lernen fürs Leben gehindert.
 
Als weitere Komponente lässt sich die bildungspolitische Priorität mit Schwerpunkt auf der Zahl der erreichten Schulabschlüsse ohne konsequentes Abprüfen der Bildungsstandards identifizieren. Lernlücken bei den grundlegenden Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) werden, beginnend in der vorschulischen Bildung, nicht frühzeitig geschlossen, sondern bleiben bis in höhere Bildungsgänge bestehen. Pandemie und Migration taten das Übrige und haben die Heterogenität in unseren Schulklassen zwischenzeitlich auf ein kaum noch zu bewältigendes Maß ansteigen lassen.
 
Der VLW hat schon früh auf die Missstände und Fehlentwicklungen hingewiesen. Seine Forderungen wurden jedoch meist mit Hinweis auf fehlende finanzielle Mittel zurückgewiesen. Statt der Zuweisung von mehr Personal wurden wir zu Jahresbeginn mit Vorschlägen der SWK1) konfrontiert, die kaum geeignet sind, die Attraktivität des Lehramts an BBSn zu erhöhen. Beispielsweise lehnen wir Einschränkungen bei der Teilzeit kategorisch ab. In vielen Gesprächen mit Bildungspolitikern bis hin zur Ministerin haben wir unsere Positionen deutlich gemacht. Als eine Maßnahme sehen wir die Entlastung der Lehrkräfte durch kleinere Klassen und von unterrichtsfremden Tätigkeiten, wie der Verwaltung von Fehlzeiten und das Kümmern um soziale und psychische Probleme von Schülerinnen und Schülern. Hierfür benötigen wir dringend Unterstützung durch multiprofessionelle Teams.
 
Zunehmend zeichnet sich ein bevorstehender Lehrkräftemangel auch an BBS ab, der keinesfalls durch eine Mehrbelastung des bestehenden Personals kompensiert werden kann. Eine weitere Maßnahme ist die Gestaltung des Lernorts Schule. Dazu benötigen wir auch an der BBS die Anerkennung als Ganztagsschule, die wir ja faktisch sind. Auch wir benötigen dringend Fördermittel für die Einrichtung von Mensen, Schülerarbeits- und Schülerruheräumen und so weiter. Dass sich etwas ändern muss, wird immer offensichtlicher. Bildung gibt es eben nicht zum Nulltarif. Ausgaben in Bildung sind Investitionen. Bleiben sie aus, dann kann auch in Zukunft kein Ertrag erwartet werden.

Ihr Karl-Heinz Fuß
 
1) Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK)
 
Übernahme des Tarifabschlusses für Beamte und Pensionäre
 
Der VLW begrüßt die Erklärung der Landesregierung, den Abschluss zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L), schnellstmöglich zeit- und inhaltsgleich auf die Beamten und Pensionäre in Rheinland-Pfalz zu übertragen. Damit wird eine unserer wichtigsten Forderungen erfüllt, bei allem Missmut über die insgesamt wenig wertschätzende Behandlung der Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes. Der VLW kritisiert insbesondere die einmalige Inflationsausgleichsprämie, da diese keine dauerhafte prozentuale Wirkung erzeugt und somit nicht zur Kompensation des inflationsbedingten realen Einkommensverlustes geeignet ist. Zudem kritisieren wir, dass die Prämie nur anteilig an Teilzeitkräfte, Kolleginnen und Kollegen in Altersteilzeit sowie an die Pensionäre, entsprechend ihrer erreichten Anwartschaft, ausbezahlt wird.
 
Ihr VLW-Redaktionsteam
 
Sie sind anderer Meinung oder wollen noch etwas hinzufügen? Dann schreiben Sie uns unter redaktion@vlw-rlp.de
 
Der VLW-Landesvorstand dankt seinen Mitgliedern für die solidarische und kritisch konstruktive Unterstützung im zurückliegenden Jahr. Insbesondere danken wir unseren Ortsverbandsvorsitzenden, die als wichtiges Bindeglied zu unseren Kolleginnen und Kollegen an der Basis wertvolle ehrenamtliche Arbeit leisten.
 
Zum Ausklang des Jahres wünschen wir Ihnen allen ein friedvolles Weihnachten, schöne Ferien und einen guten Start in ein glückliches Jahr 2024.
 
Mit herzlichen Grüßen
Der Landesvorstand des VLW Rheinland-Pfalz

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