Danke an die Mitglieder des VLW.
Diese haben mit einer Beteiligungsquote von 40 % uns ihre Meinung zu dem derzeit brisantesten Thema an Schulen mitgeteilt.
Hier die Ergebnisse der Umfrage und die daraus resultierende Position des VLW zur Handynutzung an berufsbildenden Schulen
VLW-Position
VLW fordert gesetzliche Regeln für private Handy-Nutzung an Schulen
Weshalb verlassen so viele Schülerinnen und Schüler unsere Schulen ohne Abschluss? Warum gibt es so viele junge Menschen in der Altersgruppe 17 bis 30 Jahre ohne Berufsausbildung?1) Und warum lernen an unseren Schulen immer mehr Schülerinnen und Schüler ohne ausreichende Grundkenntnisse und Schlüsselqualifikationen? Die Zahlen machen es deutlich: Deutschland befindet sich in einer Bildungskrise. Die Suche nach den Antworten ist nicht ganz so einfach, denn es ist eine Reihe von Ursachen, die zu dieser Entwicklung geführt hat. Neben offensichtlichen Gründen, etwa der verstärkten Zuwanderung von Flüchtenden seit dem Jahr 2015, die aufgrund sprachlicher Barrieren in beträchtlicher Zahl nicht die gewünschten Bildungsstandards erreichen, hat auch die Corona-Pandemie dazu geführt, dass ein Teil unserer Kinder und Jugendlichen die Bildungsziele verfehlt hat. Trotz der hohen Durchlässigkeit unseres Bildungssystems, die insbesondere durch die Bildungsgänge der berufsbildenden Schulen ermöglicht wird, stagniert die Zahl der abgeschlossenen Berufsausbildungen oder ist sogar rückläufig.
Dr. med. Alexander Jatzko hat bereits im Jahr 2019 beim „VLW-Tag der kaufmännischen Schule“ in Mainz auf die Wirkung digitaler Medien auf das menschliche Gehirn hingewiesen. Der damalige Chefarzt der Klinik für Psychosomatik im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern zeigte überzeugend, wie sich insbesondere die Nutzung von Handys aus neurobiologischer Sicht auf unsere Kinder und Jugendlichen auswirkt. Was er damals schon an negativen Folgen prognostizierte, ist zwischenzeitlich an unseren Schulen offensichtlich. Viele Schülerinnen und Schülern haben zunehmend Schwierigkeiten, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Einige sind so müde, dass sie sogar während des Unterrichts einschlafen. Wenn man sie darauf anspricht, ist die Antwort oftmals, dass sie bis spät in die Nacht online waren, meist in Videospielen oder in den sozialen Medien. Hausaufgaben werden nur noch von einem Teil der Schülerinnen und Schüler zuverlässig erledigt. Je mehr Zeit Jugendliche mit digitalen Medien verbringen, desto weniger Zeit bleibt offenbar fürs Lernen außerhalb des Unterrichts. Wie die aktuell veröffentlichte OECD-Studie belegt, verbringen 15-Jährige in Deutschland bis zu 48 Stunden wöchentlich, also fast sieben Stunden täglich, am Bildschirm.2) Davon dient jedoch nur ein geringer Anteil zum Lernen. Sportlehrerinnen und -lehrer berichten von einer zunehmenden Unwilligkeit, insbesondere von Mädchen, sich am Sportunterricht zu beteiligen.
Wir stecken in einem Dilemma. Wir verdanken den digitalen Medien, die längst Teil unserer Welt und Realität geworden sind, einen Zuwachs an Produktivität, Wohlstand und Lebensqualität. Gleichzeitig bringen sie jedoch viele negative Einflüsse mit sich, vor denen wir insbesondere unsere Kinder und Jugendlichen schützen sollten. Fake-News gefährden unsere Demokratie. Nicht altersgerechte Inhalte, der Einfluss sozialer Medien sowie übermäßige Bildschirmzeiten beeinträchtigen zudem die psychische und physische Gesundheit junger Menschen.
Durch das zunächst in Dänemark beschlossene Handy-Verbot an Schulen, dem zwischenzeitlich einige Bundesländer gefolgt sind, ist die Diskussion auch in Rheinland-Pfalz in den Fokus gerückt. Der VLW hat deshalb eine landesweite Umfrage unter seinen Mitgliedern, allesamt aktive Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen (BBS), durchgeführt. Die Beteiligung von 40 % der Befragten verdeutlicht das große Interesse an dem Thema.
Die Umfrage hat ergeben, dass die Verwendung von Handys im Unterricht von etwa der Hälfte der Lehrkräfte als Bereicherung empfunden wird. Es zeigt sich jedoch auch, dass ein sehr hoher Anteil der Lehrkräfte (87 %) die private Nutzung von Handys im Unterricht durch Schülerinnen und Schüler bestätigt. Diese private Nutzung führt laut 78 % der Lehrkräfte des Öfteren zu Störungen des Unterrichts. Das empfohlene Einsammeln von Handys zu Beginn der Stunde wird von 62 % der Befragten als mühsam empfunden und kostet wertvolle Unterrichtszeit. Dennoch sind lediglich 26 % gegen ein generelles Handyverbot an BBSn. Ein Anteil von 51 % spricht sich dafür aus, dass private Geräte während des Unterrichts ausgeschaltet bleiben.
Bezüglich der Regelung der Nutzung von Handys an BBS sind 58 % der Meinung, dass es eine solche landesweit einheitlich geben sollte. 22 % benennen die Hausordnung einer Schule als die passende Stelle für eine Regelung. Immerhin 19 % sind der Meinung, dass die einzelne Lehrkraft die Regeln für ihren Unterricht grundsätzlich selbst bestimmt.
Bezüglich der Regelung der Nutzung von Handys an BBS sind 58 % der Meinung, dass es eine solche landesweit einheitlich geben sollte. 22 % benennen die Hausordnung einer Schule als die passende Stelle für eine Regelung. Immerhin 19 % sind der Meinung, dass die einzelne Lehrkraft die Regeln für ihren Unterricht grundsätzlich selbst bestimmt.
Der VLW Rheinland-Pfalz hat folgende Forderungen:
Die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler muss fortlaufend geschult werden. Ein grundsätzliches Fernhalten von digitalen Medien lehnt der VLW ab, da digitale Kompetenzen inzwischen in nahezu jedem Beruf erforderlich sind.
Digitale Geräte, wie Smartphones, Smartwatches, Tablets, etc. sind auch aus der Berufswelt nicht mehr wegzudenken. Die Anwendungen werden mit Blick auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz erwartungsgemäß weiterhin stark zulegen. Ein generelles Verbot digitaler Endgeräte lehnt der VLW deshalb für berufsbildende Schulen ab.
Aufgrund der ohnehin hohen Bildschirmzeiten und der Ablenkung durch Inhalte, die für das Lernen und für den Unterricht nicht förderlich sind, ist die private Nutzung von digitalen Endgeräten allerdings während des Unterrichts grundsätzlich zu verbieten.
Das Land soll einen gesetzlichen Rahmen für die Nutzung digitaler Endgeräte an Schulen schaffen. Dieser bietet die Basis für eine schulinterne Regelung, die entweder durch die Hausordnung oder eine Nutzungsordnung erfolgen kann. Eine solche landesweite Regelung soll den Schulen Rückhalt und Rechtssicherheit bei der Durchsetzung des Verbotes der privaten Nutzung von digitalen Endgeräten im Unterricht bieten.
1) DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation: Nationaler Bildungsbericht 2024
2) ZDF heute vom 15.05.2025: OECD-Studie warnt – Was überhöhter Medienkonsum mit Kindern macht.